„Tanger Visions“ und die Erinnerung an den ILFORD HP5.

Als Michael Kellner mich vor ein paar Tagen gebeten hat, bei seinem Projekt „Tanger Visions“ mitzumachen und fünf Schwarz-Weiß-Fotos zu posten, war ich erstmal verwirrt. Ich fotografiere zwar oft, aber nie in schwarzweiß. Nach kurzer Reflektion habe ich mich in meine Archive gestürzt, Bilder ausgewählt, die ich gern in schwarz-weiß sehen würde, und die habe ich flugs umgewandelt. Geht ja heute alles. Mausklick, fertig.

Spannend waren die Erinnerungen an die vordigitale Zeit. Die späten Siebziger und die ganzen Achtziger, wo ich viel unterwegs war und oft fotografierte. Ilford Negativfilm 27 DIN war angesagt. Die Empfindlichkeit wurde noch in deutscher Norm angegeben. 

Was mir noch eingefallen ist: Damals hatte ich Angst vor Experimenten beim Fotografieren. Filme waren teuer, und bei jedem Bild habe ich mich gefragt, ob sich das lohnt. Ich wurde erst von der Digitalisierung befreit. Jetzt habe ich meine kleine Knipse immer im Rucksack und fotografiere fast täglich. In Farbe.

Hier jetzt sind die Fotos, die in bei Facebook gepostet habe.

breslau

Eine Straßenszene in Breslau.

philips

Eine ehemalige Philips Reklame in Amsterdam.

Place st michel

Der Blick von einem Straßencafé an der Place St. Michel in Paris auf die Straße.

Ukraine Express

Der Zug, der von Berlin in die Ukraine fuhr, auf dem Bahnhof Zoo fotografiert. Ein paar Mal hatte ich die Gelegenheit, zuzugucken, wer sich so alles auf die lange Reise machte. Inzwischen gibt es den Zug nicht mehr, er hat sich nicht mehr rentiert.

Slavia Cafe

Im Slavia Café in Prag. Früher bin ich oft nach Paris gefahren, um in Cafés zu schreiben. Heute gibt es den Café, den es damals nur außerhalb Deutschlands gab, bei jedem Bäcker an der Ecke, perverserweise meist unter dem Namen „Americano“. Die Cafés in Paris werden immer weniger, die Stadt wandelt sich nicht zum Besseren. So ist Prag gerade dabei, für mich „the next Paris“ zu werden.

shakespeare

Shakespeare & Company, der Buchladen am Ufer der Seine. Wer ihn nicht kennt, liest bitte hier, warum er immer noch heiliger Boden ist.

Ich glaube, es ist völlig unmöglich, in einer „Amazon“-Welt zu erklären, welch ungeheuere Faszination dieser Laden über Jahrzehnte auf mich ausgeübt hat. Es gab einmal eine Zeit, liebe Kinder, da sind Leute wie ich durch halb Europa gereist, um amerikanische Bücher zu sehen, darin zu blättern und sie dann mit nach Hause zu nehmen. Viele fuhren dazu nach London, ich bevorzugte diesen kleinen Laden in Paris, wo man in die gekauften Bücher immer einen dicken Stempel bekam. Der andere Buchladen, wo man schöne Bücher sehen konnte (und auch noch kann), ist der ABC-Bookstore in Amsterdam. Und einiges bekam man auch bei Marga Schöller in Berlin.

urban gardening

Urban Gardening auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin.

Soul Kitchen

Und zum Schluss die Soul Kitchen Halle auf der Elbinsel Wilhelmsburg, wo ich jetzt lebe.

11. Dezember 2014

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